
Ein herzerfrischender Start in den Sonntag
Tim Frühling begeistert bei den Alsfelder Kulturtagen
Ein Sonntagmorgen voller Witz, Charme und literarischem Vergnügen: Im Rahmen der Alsfelder Kulturtage gastierte der hr1-Moderator und Wettermann Tim Frühling in der Villa Raab. Mit im Gepäck: sein neuestes Werk „Der Kommissar in Wanderschuhen“ – und jede Menge gute Laune.
Vom ersten Moment an hatte Frühling sein Publikum fest im Griff. Mit seiner sympathischen, herzlichen Art baute er eine Nähe auf, die selten gelingt: Schon nach wenigen Minuten fühlte man sich nicht wie bei einer klassischen Lesung, sondern vielmehr wie in einem gemütlichen Wohnzimmergespräch – nur eben mit vielen Zuhörerinnen und Zuhörern.
Besonders eindrucksvoll: Frühlings Talent für Dialekte. Ob Hessisch, Schwäbisch oder andere regionale Färbungen – er schlüpfte mühelos in die Rollen seiner Protagonisten und ließ die Figuren lebendig werden. Seine Krimis sind keine blutigen Thriller, sondern humorvolle, augenzwinkernde Geschichten des Ermittler-Duos Daniel Rohde und Brigitte Schilling – inzwischen ein Liebespaar – aus Bad Hersfeld. Immer wieder erntete er schallendes Lachen und begeistertes Schmunzeln, wenn er archetypische Charaktere pointiert und mit viel Bildkraft in Szene setzte.
Das lila Wollknäuel und die Vorstellungsrunde
Eine besonders lebendige Szene aus dem Buch zeigt die Vorstellungsrunde zu Beginn der Wanderung durch die Rhön: Ein Wanderteilnehmer zieht ein lila Wollknäuel hervor und wirft es der Reihe nach jedem zu. Wer das Knäuel fängt, muss sich kurz vorstellen. Frühling intonierte die verschiedenen Teilnehmer auf meisterhafte Weise, jede Stimme einzigartig, jede Persönlichkeit ein kleines Kunstwerk. Besonders Kommissar Daniel, der wenig Begeisterung für solche Rituale zeigt, wurde von ihm mit feiner Ironie gezeichnet – man konnte förmlich sein Augenrollen hören.
In Frühlings eigenen Worten klingt die Szene so: „Kommissar Daniel verdrehte die Augen, als ihm das lila Wollknäuel zugeworfen wurde. ‚Ich bin Daniel, und ich hasse Gruppenspiele‘, murmelte er – während die anderen fröhlich ihre Namen riefen und das Wollknäuel wie ein springender Frosch weiterreichte.“
Das Publikum war begeistert: „Es ist unglaublich, wie er jedem Charakter eine eigene Stimme gibt – ich konnte die Wanderer förmlich vor mir sehen.“
„Seine Dialekte sind so lebendig, dass man fast vergisst, dass man nur zuhört – man ist mitten in der Geschichte drin.“
Ein Augenzwinkern für die Familie
Dass er dabei auch einen gewissen Stolz auf seine Einfälle hegt, verriet Frühling offen: Besonders die „Birghuhn-Pointe“, so erklärte er, sei für ihn ein Highlight des Buches – auch wenn sie an diesem Vormittag nicht vorgetragen wurde.
Im Kurzinterview, das die Moderatorinnen und AKT-Mit-Organisatorinnen Tanja Gremmel und Anja Kierblewski führten, plauderte Frühling locker über sein Autorenleben. Auf die Frage, wann er zwischen seinen vielen Verpflichtungen überhaupt Zeit zum Schreiben finde, antwortete er augenzwinkernd, seine Familie sei „nicht allzu pflegeintensiv“ – ein Kommentar, der im Raum für Heiterkeit sorgte, zumal sein Ehemann und seine Mutter an diesem Morgen live dabei waren. Am liebsten schreibe er in den Wintermonaten, tagsüber, wenn das Wetter zu schlecht sei, um seinen Hobbys nachzugehen, und zwischen seinen redaktionellen Aufgaben beim Hessischen Rundfunk.
Genussvoll recherchierte Schauplätze
Nebenbei gestand er, dass er sämtliche im Buch erwähnten Landgasthöfe in Hessen, Bayern und Thüringen persönlich getestet habe – „dem Publikum zuliebe“. Dieser augenzwinkernde Servicegedanke kam bestens an, schließlich rundeten die kulinarischen Schauplätze seine humorvollen Ermittlergeschichten genussvoll ab.
Auch in Sachen Selbstvermarktung bewies Frühling Fingerspitzengefühl. Mit großer Leichtigkeit stellte er seine weiteren Bücher vor – und zwar auf eine so sympathische Art, dass niemand das Gefühl hatte, einer Verkaufsveranstaltung beizuwohnen.
Nach der Lesung nahm sich der Autor Zeit für alle: Er signierte Bücher, plauderte mit seinen Gästen und zeigte sich schlagfertig, wortwitzig und stets nahbar. Am Ende blieb ein Gefühl der Leichtigkeit: Ein Vormittag zum Abschalten, Schmunzeln und herzhaften Lachen – und ein perfekter Start in den Tag.
Text und Bilder: Anja Kierblewski