• Verfasser: Walter Windisch-Laube
  • Themen: Thema: Konzert
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שירי ישראל/ Gesänge Israels – Synagogenmusik zur Zeit der Reform

Do 11.9., 19.00 Uhr, Dreifaltigkeitskirche

Eintritt frei, Spenden erbeten

ZUM PROGRAMM:

Als der jüdische Reformer und Schulgründer Israel Jacobson 1810 in Seesen im Harz die erste Synagogenorgel errichten ließ, hoffte er, den Klang der Synagoge zukünftig zu verändern. Davon inspiriert schufen jüdische Komponisten und Kantoren liturgische Werke für die Synagoge, die traditionelle Gebete und Gesänge mit mitteleuropäischer Klanglichkeit im Dur/Moll System verbanden. Erstmals seit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem erhielten Instrumente im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder einen festen Platz im Synagogengottesdienst.

Ausgehend von Rudolf W. Haidus Entdeckungen für seine Promotion geben die Werke einen Eindruck von der Vielfalt der einst in Deutschland blühenden Synagogenmusik des 19. Jahrhunderts, die Orgel, Chor und Kantor zusammenbanden. In Zusammenarbeit mit dem Kantor der Berliner Reformsynagoge Pestalozzistraße Isidoro Abramowiscz erklingen im Konzert Werke von Louis Lewandowski, Emanuel Kirschner, Salomon Sulzer u.A. Das hohe künstlerische Niveau des Ensembles sowie die Qualität der weitestgehend unbekannten Werke vermitteln einen lebendigen Eindruck von der Musik, die einstmals landauf und landab den Sabbat einläutete, hohe Festtage ankündigte und die Trauer der jüdischen Gläubigen in Töne goss.

Das Programm wurde bereits aufgeführt in Kirtorf (Ev. Stadtkirche), Würzburg (Augustinerkirche) und Hanau (Niederländisch-Wallonische Kirche)?

Die Klezmermusik, die fälschlicherweise als überregional traditionelle Musik des Judentums verstanden wird, hat mit der deutschen Tradition des akkulturierten und selbst konservativen Judentums des 18. und 19. Jahrhunderts in unserer Region nichts gemein. Wer wissen will, welche Klänge bis 1938 in den Reformsynagogen in Gießen, Frankfurt, Kassel und Darmstadt wirklich erklungen sind, wird in diesem Konzert Neues erfahren und hören.

Mitwirkende:

Rudolf W. Haidu (künstlerischer Leiter und Orgel/Harmonium), Victoria Sommerer (Sopran), Barbara Buffy (Alt), Stefan Schneider (Tenor), Elias Wolf (Bass), Isidoro Abramowicz (Kantor)

Rudolf Haidu:

Rudolf W. Haidu studierte an der Hochschule für Musik Würzburg ev. und kath. Kirchenmusik (Bachelor und Master). Parallel verfolgte er am selben Institut eine musikpädagogische Ausbildung zum Gymnasiallehrer für Musik. 2018 legte er das Erste Staatsexamen ab, 2022 das Zweite. Rudolf W. Haidu wurde am Lehrstuhl für Musikpädagogik der HfM Würzburg über Jüdische Musikerziehung in Preußen des 19. Jahrhunderts promoviert. Seine künstlerisch-konzertanten Programme stehen oft in Bezug zu seinem Forschungsthema, um die weithin unbekannte deutsch-jüdische Musiktradition des 19. Jahrhunderts wieder zu Gehör zu bringen.

Isidoro Abramowicz:

Geboren in Buenos Aires und aufgewachsen in der Tradition der jüdischen Musik von Salomon Sulzer und Louis Lewandowski, studierte Isidoro Abramowicz Musik an der Nationalen Universität von Buenos Aires und spezialisierte sich auf Klavier und Didaktik. Seine parallelen Studien in Chorleitung und Gesang führten ihn nach Deutschland, wo er schließlich sein Kantoren- und MA-Studium am Abraham-Geiger-Kolleg und an der Universität Potsdam aufnahm. Im Jahr 2017 wurde Isidoro Abramowicz als Nachfolger des pensionierten Musikwissenschaftlers Prof. Eliyahu Schleifer die Leitung des Kantoratprogramms am AGK angeboten. 2019 wurde Kantor Abramowicz von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin als Hauptkantor der Synagoge in der Pestalozzistraße engagiert, um das musikalische Erbe von Louis Lewandowski aufzuführen und zu bewahren.