• Verfasser: Walter Windisch-Laube
  • Themen: Thema: Vortrag
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Faustisches. Zwei Romane von Ian McEwan (um Missbrauch und KI), vorgestellt von M.Windisch und W.Windisch-Laube

Mi 17.9., 19.00 Uhr, Freiwilligenzentrum (Volkmarstraße)

Eintritt frei

Androide Obsessionen in Ian McEwans Machines Like Me

(Dr. Martin Windisch, Universität Stuttgart)

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Bereits jetzt wird sie in der Medizin diagnostisch eingesetzt, sie gilt vielen als wegweisend beim Recherchieren, im Umgang mit Big Data und in der Texterstellung. In dem wachsenden Markt von Sexrobotern kommt beständig mehr KI zum Einsatz, so dass diese Sexpuppen nicht nur den Tastsinn, sondern mehr und mehr auch das Bedürfnis nach einem sprachlichen Miteinander befriedigen. In Spielfilmen wie Alexander Garlands Ex Machina von 2015 mit Alicia Vikander als eine solche Roboterfrau werden die Sehnsüchte männlicher Entwickler auf derartige Androiden projiziert. Es ist dabei kein Zufall, dass eine schöne Schauspielerin in die Rolle der Maschinenfrau schlüpfen muss. Heute, 10 Jahre später, könnte Künstliche Intelligenz die KI-Androidenfrau kreieren, ohne dass Alicia Vikander sie noch spielen müsste. Wie werden androide Obsessionen in der Literatur gestaltet? Menschengleiche Roboterfiguren werden auch hier zur Projektionsfläche sexueller Begierden. Gleichzeitig entwickeln diese androiden Figuren eigene Objektbesetzungen, was zur Doppeldeutigkeit der androiden Obsessionen führt. Wie verhält sich deren Affekthaushalt? Welche ethischen Überlegungen werden implementiert? Welche Verlässlichkeit bietet die Erzählung dafür, dass es sich tatsächlich um androide Gestalten handelt? Enggeführt werden derlei Fragen in Ian McEwans von 2019 datierendem Roman Machines Like Me, der im Mittelpunkt dieses Vortrags stehen wird.

Lessons – McEwans Doktor Faustus?

(Dr. Walter Windisch-Laube, Alsfelder Kulturtage e.V.)

„Lessons“, der bislang umfangreichste und als bisher letzter veröffentlichte Roman des britischen Prosa-Großmeisters Ian McEwan, handelt von Musik, (psychischer) Intoxikation, Isolation des künstlerischen Menschen sowie – im wörtlichen Sinne – menschlicher Hand-Reichung. Und es ist eine autofiktionale Biografie in enger Verknüpfung mit Zeitgeschichte und Weltgeschehen.  Wie weit McEwan hierbei in Fußstapfen des diesjährigen Jubilars Thomas Mann tritt und wo gravierende Unterschiede bestehen, gilt es zu untersuchen und an Beispielen darzulegen. Wie meist in seinen Werken greift Ian McEwan auch im Fall der ‚Lektionen‘ ein gesellschaftlich virulentes Thema auf, um es, im poetischen bis poetologischen Prozess, einer differenzierten literarischen Reflexion zu unterziehen.

Dr. phil. Martin Windisch, Konstanz, unterrichtet seit 1999 als Akademischer Oberrat in der Abteilung Englische Literaturen und Kulturen des Instituts für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart. Zuvor war er an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (wo er 1993 promoviert wurde), an der Universität Konstanz und an der Universität des Saarlandes tätig. In den Jahren 2008 und 2009 vertrat er den anglistischen Lehrstuhl an der Universität Konstanz und 2018 den Lehrstuhl Englische Literaturen an der Universität Stuttgart. Zu seinen Buchpublikationen zählen Miltons Urania: Poetik im Spiegel der lesbaren Welten (1997), Medien des Gedächtnisses (1998), Engendering Images of Man in the Long Eighteenth Century (2001), Conrad in Germany (2007), Der Krimkrieg als erster europäischer Medienkrieg (2010), Magic, Science, Technology, and Literature (2. Auflage 2014), Zeit-Sprünge: Wirkungsmacht und Aktualität frühneuzeitlicher Denkmuster (2018). Sein Forschungsinteresse an Androiden und unbegrifflich-bildhaften Denkformen in der Frühen Neuzeit geht in die 1990er Jahre zurück, als er mit einer Reihe viel beachteter Aufsätze zu visuellen Strategien im Werk von Hobbes und Shakespeare hervorgetreten ist.

Dr. phil. Walter Windisch-Laube, Alsfeld, ist bis 2024 Leiter der Alsfelder Musikschule gewesen, daneben als vielfältig Kulturschaffender tätig.  Er studierte Schulmusik, Germanistik und Musikwissenschaft; in letzteren beiden Fächern wurde er 2000 an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt promoviert, mit einer der umfangreichsten und inhaltlich breitest gestreuten Dissertationen seit jeher: Zum Sinn-Bild der Äolsharfe in Texten und Tönen. Außerdem weist Windisch-Laubes Publikationsliste zahlreiche Aufsätze und Essays zu literarhistorischen, musikwissenschaftlichen und kunstgeschichtlichen Themen auf, u.a. bezüglich Thomas Mann, Franz Schreker und Wilhelm Raabe, dazuhin mehrere Veröffentlichung im Bereich Lyrik sowie eine Vielzahl publizistischer und journalistischer Arbeiten. Häufig ist WWL als Musiker und speziell mit literarisch-musikalischen Programmen in Erscheinung getreten, des Weiteren als Komponist in vielen Genres, u.a. mehrerer Musicals, namentlich für die musikalische Theaterarbeit mit behinderten Menschen. Seit 2009 ist er Mitorganisator der biennal bis triennal stattfindenden Alsfelder Kulturtage.

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