
Künstlerinnen und Künstler im Flow
Alsfelder Kunstverein zeigt Herbstausstellung in der Museumsscheune
Die Künstlerinnen und Künstler des Alsfelder Kunstvereins sind flexibel: Ihren selbstgewählten Themen der Frühlingsausstellung unterwerfen sie sich genauso kreativ, wie sie es bei der offen Herbstausstellung einfach fließen lassen: Wie bunt, wie technisch vielfältig, wie ideenreich und wie begeistert Kunst in der Region sein kann, das zeigen die 18 Mitwirkenden an der Ausstellung, die am vergangenen Sonntag im Rahmen der Alsfelder Kulturtage in der Museumsscheune eröffnet wurde. Musikalisch rahmte die Alsfelder Künstlerin Kae Schuch den Nachmittag ein.
Nicht ohne Stolz begrüßte Rathauschef Stephan Paule die zahlreichen Gäste und die Künstlerinnen und Künstler am Sonntagnachmittag in der sonnendurchfluteten Scheune und dem schönen Museumshof. Die Ausstellungen des Kunstvereins seien eine nicht wegzudenkende Institution in der Fachwerkstadt, unterstrich der Bürgermeister. Angesichts eines breiten musikalischen und nun auch wieder verstärkt eines schauspielerischen Angebots sei die Bildende Kunst das Salz in der Suppe der Alsfelder Kultur. Er dankte den beteiligten Vereinen wie den Künstlerinnen und Künstlern und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass die Einbettung der Ausstellung in die Kulturtage zu noch mehr Resonanz führen könne.
Auch Petra Bastian, Vorsitzende des Alsfelder Kunstvereins, strahlte bei ihrer Einführung vor Freude über die Vielfalt an Stimmen, Stilen, Techniken und Blickwinkeln. Die Künstlerinnen und Künstler seinen Henri Matisse‘ Aufforderung gefolgt, „nicht Flächen zu färben, sondern Farben zu formen“ und dabei offenbar in einen Flow geraten. Die Zuschauer seien eingeladen, durch Landschaften – realistische oder aus Träumen stammend – zu spazieren, und die verschiedenen Wesen zu entdecken, die sich in den Bildern und als Skulpturen nun zwei Wochen lang in der Scheune tummeln.
Verschiedenste Motive, beeindruckende Portraits, fragile Konstruktionen aus Metall oder feste getöpferte Figuren – die Augen und die Seele kommen kaum zur Ruhe bei diesen unglaublich vielfältigen Exponaten. Auch den Reisebildern, Alsfeld-Fotografien, Traumsequenzen und Fotografien merkt man an, dass die Künstlerinnen und Künstler in dieser Ausstellung ihrem Herzen gefolgt sind.
Der Kunstverein kann sich nicht nur über junge Künstlerinnen wie Lis Römer oder Jasmin Theiß freuen, die mit ihren Bildern deutliche Akzente setzen, sondern auch über neue Mitwirkende wie Sybil Novak, Maja Glasow-Weber und Anja Kierblewski. Sie bereichern die Ausstellung um neue Elemente wie Anja Kierblewskis „Kunst auf Musik“, also Bilder und Collagen auf Vinyl, um „wunderbar unaufgeregte Keramik“ von Maja Glasow-Weber, wie Petra Bastian sagte, und um eine Arbeit mit Gouachefarben von Syril Novak. Doch auch die schon länger aktiven Mitglieder zeigen in ihren Bildern, Skulpturen und Fotografien ihre Expertise, ihre Freude am Erschaffen von Kunst als starker Ausdrucksform. Ganz gleich, ob die Titel den Betrachtenden eine Richtung aufzeigen oder ob der Assoziationskraft des Publikums keinerlei Beschränkungen vorgegeben sind: Die Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Collagen aus verschiedensten Materialien ziehen in ihren Bann, laden dazu ein, Farben und Zwischentöne zu entdecken, entlocken ein Lächeln beim Anblick von märchenhaften Figuren und kleinen Begegnungen. Sie fordern Aufmerksamkeit und Bewunderung ein, sei es durch ihre abstrakte Kraft oder durch ihre Detailverliebtheit. Wiedererkennen und Neuentdecken ermöglichen die Bilder, Traumreisen und Reiselust wohnen ihrem Ausdruck inne. Sie wecken Gedanken und stimmen melancholisch, sie machen Freude und regen den Geist immer wieder an. Sie sind – natürlich – eine Entdeckung wert.
Im Rahmen der Herbstausstellung des Alsfelder Kunstvereins und der Alsfelder Kulturtage bietet Anja Kierblewski am kommenden Samstag einen besonderen Workshop an. Unter dem Titel „Kunst auf Musik – Upcycling von alten Vinylplatten“ gestalten die Teilnehmenden ausrangierte Schallplatten mit Farben, Collagen und intuitiven Ideen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich – nur Freude am Ausprobieren. Der Workshop findet von 10 bis 13 Uhr in der Museumsscheune in der Rittergasse statt.
Die Ausstellung selbst ist bis zum 21.9. in der Museumsscheune dienstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr zu sehen.
Die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler sind: Maja Glasow-Weber, Tanja Gremmel, Tobias Gremmel, Seweryn Henicz, Anja Kierblewski, Barbara Korczynska, Marcus König, Matthias Nicolai, Syril Novak, Monika Riex, Lis Römer, Helen Schnecker, Horst Streblow, Jasmin Theiß, Volker Tost, Victoria Wittek, Andrea Zimmermann, Inge Zuschlag.
Text: Traudi Schlitt, Bilder Tanja Gremmel