
Spielleute / Spielfrauen in der Dreifaltigkeitskirche
Nachdem tags zuvor die große Ausstellung im Chorraum der Alsfelder Dreifaltigkeitskirche eröffnet worden war, öffnete sich am Sonntagnachmittag das Kirchenschiff erstmal für ein Konzert. Der Raum, die Kirchenhalle mit ihrer besonderen Akustik, hätte passender nicht sein können: er brachte die dargebotene Musik des 15. bis 17. Jahrhunderts bestmöglich zur Geltung.
Von der Barockstadt Fulda her seien sie mit ihren Eselskarren beschwerlich angereist, die ‚Spielfrauen‘, so flunkerte Heidrun Oswald in ihrer Moderation.
Wie Dr. Ursula Bernbeck vom Kulturtage-Organisationsteam bei ihrer Begrüßung schon vermerkte, hatten sie „Chart Hits“ aus fernen Jahrhunderten im Gepäck – Weisen, von denen einige bis heute weithin bekannt sind, so „An hellen Tagen“, „Belle qui tien ma vie“ oder „Tourdion“.
„Die Spielleute“ sind Teil des Vereins Musik und Tanz e.V. Fulda, offen für alle Kulturen und vielfältige Anregungen. Unter den sechs hier in Alsfeld erstmals aufgetretenen Spielfrauen sind zwei Musiklehrerinnen, die anderen gleichermaßen ambitionierte wie qualifizierte Freizeit-Musikerinnen. Von den für Alsfeld ursprünglich zur Mitwirkung vorgesehenen Damen waren drei durch Krankheit (wie es berichtet ward) „dahingestreckt“, so dass ein klangstarkes sechsköpfiges ‚Häuflein‘ zu erleben blieb, bestehend aus Heidrun Oswald (Blockflöten und Chalumeau), Anne Reumann (Violine, Gesang und Renaissance-Blockflöte), Ilona Kochanski (Oboe und Gesang), Brigitte Aha (Violine), Ute Lange (Tenorblockflöte) und Anita Wolf (Subbass-Blockflöte).
Sie präsentierten Lieder und Tänze aus ganz Europa, entstehungszeitlich vom späten Mittelalter bis zum Frühbarock. Ihr Konzert und Konzept bot nicht nur eingängige bis mitreißende Melodien und Sätze, sondern auch Anschauung und Hörerfahrung, wie ‚ganz anders‘ Blockflötenmusik, auf Instrumenten verschiedenster Größe und Bauart, klingen kann, wie schöne Stimmen sich in der Dreifaltigkeitskirche zu entfalten vermögen – und allerhand Wissenswertes, zum Beispiel über Redewendungen wie „Torschlusspanik haben“ oder „Es (zu) bunt treiben“.
Ein kurzweiliger und anregender Musizier-Nachmittag wurde von den rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörern mit großem Applaus quittiert, und für die Weiterreise erhielten aus den Händen der Kulturtage-Abgesandten die Fuldaer Spielfrauen Alsfelder Taler als Wegzehrung oder auch Zahlungsmittel.
Text und Bild: Walter Windisch-Laube