Puppen

Fotoserie von Bodo Runte mit Texten von Martin Krauss

Im Jahr 2003 schlossen sich der in Alsfeld lebende Fotograf Bodo Runte und der in Lauterbach lebende Lyriker Martin Krauss zu einem Projekt ohne Titel zusammen.

Bodo Runte fotografierte digital auf dem Gelände eines Bauernhofes aufgefundene, dort abgestellte (teils bekleidete, teils unbekleidete) Schaufensterpuppen bzw. Teile von diesen und stellte hochwertige Ausdrucke auf Spezialpapier her.

Gemeinsam mit Martin Krauss wurde eine Auswahl von sieben Motiven getroffen, auf die Martin Krauss einen Lyrik-Zyklus verfasste.

Diese sieben Bild-Text-Kombinationen wurden im Druck herausgegeben und mehrfach öffentlich ausgestellt.

Die Bilder Runtes vermitteln eine hintergründige Spannung zwischen Banalität, Groteske und Anspielungen auf Phantasien bzgl. der (meist weiblichen) Körper. Spuren von Beschädigung und Verfall, die Umgebung zwischen Holzlatten und Strohballen sowie die ebenso unmittelbare wie intime bis voyeuristische Perspektive geben den Fotos Dynamik und vermitteln die Assoziation unerlaubter (oder zumindest ungeplanter, nicht vorgesehener) Einblicke. Die Starrheit der Puppenglieder und –gesichter wird durch das Bild, das im Grunde ja stets ein erstarrter Sekundenbruchteil ist, zunächst gesteigert, dadurch aber auch konterkariert und aufgehoben. Ausgerechnet die toten Figuren scheinen zu leben und damit den Raum für Phantasie und Assoziation zu eröffnen.

Krauss hat in seinen kurzen, lyrischen Texten versucht, das Lebendige in der Starre einzufangen und die im Bild dargestellten Situationen auszudeuten. In den knappen Gedichten erhalten die Puppen Charakter, Schicksal und Leidenschaft sowie eine spezielle Erotik. Der oben genannte Spannungszustand sowie die als unerlaubt beschriebene Perspektive entwickeln sich in der Imagination von Verruchtheit, Gefahr und Emotionen wie Trauer, Stolz, Witz und Angst.

Dem Betrachter und Leser erschließt sich somit schon durch das reine Werk, ohne Hintergrundinformationen zur Entstehung zu besitzen, gleichsam die Entwicklung von Phanstasie und Imagination überhaupt. Durch das vordergründig Karge von Text und Bild entwickelt er eigene Assoziationen oder ertappt sich bei voyeuristischen Gedanken. – Die meisten Betrachter und Leser reagierten mit einem teils wissenden, teils verschwörerischem, teils irritiertem Lächeln.

Vernissage (siehe dort): Sonntag, 21. Mai, 14 Uhr, Bistrinna
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Di. – So.: 11 bis 14 Uhr / 17 bis 20 Uhr
Veranstalter: Bodo Runte und Inna Diebel
Eintritt frei

www.bodo-runte.de